Archiv der Kategorie: Denken – Gehirn

Burnout – made in Germany?

Die Deutschen im Burnout – sind wir anfälliger als andere? Und ist Burnout auch eine Chance, etwas grundsätzlich zu ändern?

Wir Deutschen haben mit dem Burnout sozusagen was eigenes – Depressionen kennt man auch in anderen Ländern, aber Burnout? Was ist das? Offenbar ist Burnout sozusagen hausgemacht. Eine Spezialität eben. Made in Germany. Wenn man mit Menschen in anderen Ländern darüber spricht, sind die erstmal verwundert. Wieso haben wir das? Gibt’s eine deutsche Leid-Kultur? Auf jeden Fall scheiden sich da die Geister – die einen meinen, Burnout ist nur eine Ausrede, um auf der faulen Haut zu liegen, die anderen wissen, wer ausgebrannt ist, der hat mal gebrannt, der hat geleistet, der hat nichts mehr nachzulegen, der ist nur noch erschöpft, meist sozial vereinsamt, dem ist das Selbst und der Sinn abhanden gekommen.

Eines ist klar: wer von 8 – 17 Uhr arbeitet, dann den Löffel fallen lässt und sich mehr oder weniger vergnügt der Freizeit zuwendet, der bekommt ihn schon mal nicht. Wer einfach auch mal „nein“ sagen kann, wenn sich die Aufgaben häufen und schnell noch dies und das zu erledigen ist nach dem Motto „Sie machen das schon, Herr Maier/Frau Müller….“, der auch nicht. Wer auch mal 5 grade sein lassen kann, und nicht versucht, alles perfekt zu machen, auch der ist nicht so gefährdet. Und wer es schafft, wirklich nach Feierabend, am Wochenende und im Urlaub wirklich abzuschalten – das Handy und sich, der geht leer aus. Denn genau das sind die Stressoren, die wir uns selbst machen. Und die kommen zu den äußerlichen, die ja da sind, dazu.

Pünktlich, perfekt, leistungsbereit auch über die eigenen Grenzen hinaus, unentbehrlich und immer available – so wünscht es sich der Arbeitgeber – der übrigens ja unsere Arbeit nimmt, also eigentlich ein Arbeit-Nehmer ist – und da scheinen wir Deutschen ganz besonders ansprechbar zu sein. Spaß ist pfui, Leistung ist gut. Nur wer leistet, ist wer. Jedenfalls, wenn man oben mitspielen will. Oft ist uns gar nicht bewusst, wie wir funktionieren. Da springen Netzwerke an und irgendwie fühlt es sich so an, als ob wir so wären. Als ob es (fast) nichts Anderes gäbe. Und am Anfang kann das alles natürlich auch Spaß machen, man hat Freude an dem Gefühl, tolle Arbeit zu leisten, was zu schaffen, und dabei auch noch weiterzukommen. Und irgendwann, ganz schleichend vielleicht oder auch schneller, wird es zuviel. Zuviel noch obendrauf an Arbeit, kein Privatleben- welches Privatleben? – ständig in Kontakt mit der Firma, dem Chef, der auch aus dem Urlaub und in den eigenen Urlaub noch reinfunkt. Dann kippt es, die Balance geht verloren – jetzt kommt die Sorge, was passiert, wenn ich’s nicht mehr schaffe? Nicht noch mehr schaffe? Wenn ich mal nein sage? Dann macht man mit im Hamsterrad aus Angst … Angst, die Arbeit zu verlieren, die Position nicht zu bekommen, die Position zu verlieren, den Status, den Kredit aufs Haus nicht abbezahlen zu können, die Kinder sollen studieren, den Freundeskreis verlieren, ganz raus zu sein aus dem sich immer schneller drehenden Rad unserer Leistungsgesellschaft. Ins Aus zu fallen.

Und die Angst ist ja auch berechtigt. „Tja, Herr Maier, und was haben Sie auf der Pfanne in puncto Digitalisierung… da müssen Sie noch einiges nachholen. Und machen Sie doch übers Wochenende noch die Präsentation für den Vorstand fertig, Sie wissen schon…“ und Herr Maier – macht. Oder auch nicht. Wenn nicht – das kann kosten! Eigentlich wollte Herr Maier mit der Familie übers Wochenende endlich einmal Pause machen, abends Karten für die Oper, seine Frau freut sich schon. Tja – was nun?
Natürlich sind nicht alle Unternehmen so. Und nicht alle Arbeitnehmer, die ja eigentlich Arbeit-Geber sind, weil schließlich sie die Arbeit, ihre Arbeit, geben – gehen über ihre Grenzen und in den Burnout. Aber es sind viele in Deutschland.
Und was, wenn man drinsteckt? Mitten im Burnout? Dann macht es Sinn, sich Unterstützung zu holen. Und den Anstoß gibt für ein paar grundlegende Schritte. Da geht’s darum, die eigenen Grenzen wahrzunehmen; die Falle Perfektionismus zu erkennen und zu umschiffen; sich und die eigene Kraft als endlich zu begreifen; in die Entspannung zu kommen; zu realisieren, dass Freunde, Familie, Beziehungen wertvoll sind; den eigenen Körper mit seinen Bedürfnissen ernst- und wahrzunehmen; zu erkennen und abzuschätzen, wann es zu viel wird etc. Wer das auch nur ansatzweise erreicht, der ist übern Berg – fürs Erste. Und wer gelernt hat, Stress zu erkennen und mit sich und den eigenen Bedürfnissen abzugleichen, wer es sich quasi leistet, auf sich und den eigenen Körper zu hören, der hat durch den Burnout dann doch noch etwas gelernt. Und schafft es vielleicht, der deutschen Leid-Kultur ein Schnippchen zu schlagen.

Ein lesenswertes Taschenbuch, erschienen im Juni 2017, über dieses Thema findet man bei AMAZON.
Sammlung infoline / Burn-out – Vorbeugung und Behandlungskonzepte Hrsg. Werner Müller, mit einem Beitrag von Désirée Bethge u.a.

Burn-out – Vorbeugung und Behandlungskonzepte

 

 

 

Bist Du auch manchmal so latent?

Da staunst Du, was? Endlich hat jemand erkannt dass Du – waaaas? Naja, eben latent bist. Nicht latent genervt, nicht latent aggressiv, nicht latent gestresst – nein! Das hast Du gar nicht nötig. Du bist einfach nur –  latent. Das ist prima. Das schafft Raum für Kreativität. Das fordert das Gegenüber gedanklich. Und all diese selbsternannten Lehrer, diese intellektuellen Putzhilfen der Sprache und Fremdwort-Angeber, die gehen mir persönlich latent – auf die Nerven. Wie langweilig, diese Rechthaberei! Warum soll der Professor XY, dieser hoch angesehene Herzchirurg, nicht eine Konifere sein? Koryphäe kann jeder! Wieso können diese Saubermänner sich nicht mal indenfizieren mit solchen kreativen Bezeichnungen? Mal ein bißchen entspannt sein? Mal auch das Gute in diesen Neuschöpfungen  sehen? Warum gehen die verbal auf Attacke,  kritisieren herum, suchen in den Krümeln, wenn   jemand sagt,  ja, alle diese Menschen, die zu uns kommen, die müssen wir doch intrigieren! Oder die sich, oder so? Oder sollen die infusioniert werden oder inklusioniert? Egal, jedenfalls sollen sie so werden wie Bäcker Schmitz, und ganz ehrlich, egal, wie das nun heisst, das versteht doch wohl jeder. Vielleicht jeder ein bißchen anders. Das ist doch das Schöne.  Mich macht das einfach nur … latent!

 

 

 

 

 

Donald Trump, der Dickdarm, die Spinne und mein Hirn

Der eine oder andere von euch kennt das vielleicht. Ihr habt was vor, was ein bißchen oder auch sehr wichtig ist: ein Bewerbungsgespräch, Gespräch mit dem Chef oder  einem wichtigen Partner , geschäftlich oder privat. Oder vor ner Rede. Oder ihr spielt ein Instrument und musst/wollt/sollt vorspielen… Und ihr seid nervös. So richtig. Schon in Gedanken daran…..

Und dann geht’s los. Weil ihr nämlich dran denkt. An den Stress.   Die Nerven flattern. Und wenn man euch fragt, was ihr euch am meisten wünscht für diesen wichtigen Moment, dann sagen viele: ich will nicht mehr so zittern!  Also auf gar keinen Fall so zittern, nicht so zittern wie beim letzten Mal, das geht gar nicht, ich darf echt nicht so nervös sein und zittern, und die Hände sollen nicht so feucht sein…..   und das Irre ist: ihr seht das Zittern so richtig vor Euch, zittert  schon mal vorab sozusagen.  Prophylaktisch. Da ist noch nix und man schafft es schon. Es muss noch gar nichts passieren, es reicht, sich’ s vorzustellen.  Schon geht es einem nicht mehr so toll, stimmt’s? Oder Angst vor Spinnen. Ich will nicht an Spinnen denken, schon wenn ich an Spinnen denke, bitte jetzt nicht an Spinnen denken, nicht an diese haarigen schwarzen Spinnen, und an die vorm Fenster oder auch nicht an, die so schnell in die Ecke verschwinden, an welche Spinne sollt ihr am meisten nicht denken? An welche am besten gar nicht – die kleinen nee, die großen, nicht dran denken….. und bei jedem nicht Drandenken denken wir an – Spinnen! Das ist gemein vom Gehirn, vom Unbewußten, aber so ist es halt. Ganz schlimm war es bei mir diese Woche, dieses innere Theater, diese Bilder,  die sich einstellen,  die einfach aufpoppen, ob wir wollen oder nicht. Mein Hirn läuft im Moment auf Autopilot – und zwar im amerikanischen Wahlkampf mit. Da hat doch Donald Trump von seiner Darmspiegelung erzählt. So geschehen in seinem 70jährigen Enddarm. Hat er kundgetan. Im Fernsehen.  Auch eine Darmspiegelung will ich mir nicht vorstellen. Bei Trump schon gar nicht. Da wird ja kein Spiegel – also … nein! Und dann hat er erklärt, daß er da in diesem seinem Darm keine Polypen hat.  Hat er nicht. Hat er gesagt. Keine Polypen. In Donald Trumps 70jährigem Allerwertesten. Und ich will nicht dran denken. Bitte nicht dran denken – bitte nicht.  Das soll bitte weg sein. und zwar jetzt. Weg mit den Polypen.

Und weil das nicht geht, werde ich jetzt gleich irgendwo anders hindenken.  Vielleicht Blümelein und Wiese, und Kühe und Pferde und so. Heile Welt. Keine Polypen. Kein Trump. Und dann fallen mir auf einmal alle deutschen Politiker ein. Und dann bin ich froh, denk ich an Deutschland in der Nacht – auch am Tag: wir wissen nicht wirklich und wollen auch nicht darüber informiert werden, was die so alle haben bzw. vor allem nicht haben.  Jetzt ist Schluss, ich muss da raus  –  ich gehe jetzt joggen, da komme ich in einen anderen Film.