Archiv der Kategorie: Presse

Ich bin empört und frage mich: Haben Bauern eine Seele?

Hauptsendezeit – in der Tagesschau. Thema: die Gülle aus der Massentierhaltung gefährdet unser Grundwasser. Wir sehen: einen Schwenk über Schweine, die in Metallboxen einzeln eingepfercht sind, einzeln, eines neben dem anderen, hunderte, vielleicht tausende  – keinerlei Bewegungsfreiheit, kein Sozialkontakt – von draußen oder Sonne oder artgerechter Tierhaltung zu schweigen…. industrielle Tierhaltung! Grauenvoll. Wollen wir das? Und wollen wir Fleisch aus solch qualvoller Aufzucht essen?  Das glaube ich einfach nicht. Wir wollen es halt lieber nicht wissen. Nur – wenn man es weiss, vor allem, wenn man es gesehen hat, dann gehen einem die Bilder der geschundenen Kreatur nicht aus dem Kopf.  Mir jedenfalls nicht.

Früher hat man darüber diskutiert, ob Frauen eine Seele haben. Ob dunkelhäutige Menschen eine Seele haben. Dann wurde darüber gestritten, ob Tiere etwas fühlen. Die Antwort lautet:  Ja und Ja und Ja. Wer heute sowas in Frage stellt, der wird für bekloppt gehalten – zu Recht. Es gibt eine Spezies, bei der stellt sich die Frage erneut: bei den Bauern. Nicht bei wirklichen Bauern oder Landwirten. Sondern bei denen, die sich so nennen, aber in Wirklichkeit Agrarindustrielle sind. Das sind die, die von der Massentierhaltung leben. Die zum Beispiel Zuchtsauen massenhaft unter absolut tierquälerischen Bedingungen halten. Wie – ja wie Gras. Oder Pilze.  Als ob Schweine keine lebenden Wesen wären. Als ob Schweine nichts fühlen würden.

Und ist es nicht grotesk? Schon 1988 – also vor fast 30 Jahren wurde diese Art der Schweinehaltung VERBOTEN!. Vor fast 30 Jahren. Die Tiere sollten wenigstens in kleinen Gruppen gehalten werden Und da hat die mächtige Schweinehalterlobby aufgeschrieen. Dann brauchen wir, hiess es,  aber eine gaaanz gaaaanz lange Übergangsfrist. Die gab es dann – bis 1992. 1992.  Das war vor 25 Jahren. Was ist passiert? Nix! Nullkomma – gar nichts! Unglaublich.

Jetzt sagt das Bundesverwaltungsgericht, diese Boxen sind illegal und müssen verschwinden.  Und jetzt kommen die Schweinezüchter wieder mit der gleichen Argumentation. Jetzt brauchen sie nochmal …… siehe oben. Ist es zu fassen? Wie dreist ist das denn? Wieso kommen die damit durch? Wo bleibt da die Politik und der Gesetzgeber – vielmehr seine Vollzugsorgane? Wieso wird da nicht durchgegriffen?

Ja und da stellt sich mir eben die Frage: haben diese Menschen – Bauern sind es nicht! – die von der widerwärtigen grausamen Haltung von Tieren profitieren – haben die eine Seele? Ich frage Euch – was denkt Ihr darüber?

P.S.: Um das zu klären: ich esse Fleisch. Aber Fleisch von Tieren, die ein artgerechtes Leben hatten. Und ich esse nicht jeden Tag und noch nicht mal jeden 2. Tag Fleisch. 2 x die Woche reichen mir.

 

 

Donald Trump, der Dickdarm, die Spinne und mein Hirn

Der eine oder andere von euch kennt das vielleicht. Ihr habt was vor, was ein bißchen oder auch sehr wichtig ist: ein Bewerbungsgespräch, Gespräch mit dem Chef oder  einem wichtigen Partner , geschäftlich oder privat. Oder vor ner Rede. Oder ihr spielt ein Instrument und musst/wollt/sollt vorspielen… Und ihr seid nervös. So richtig. Schon in Gedanken daran…..

Und dann geht’s los. Weil ihr nämlich dran denkt. An den Stress.   Die Nerven flattern. Und wenn man euch fragt, was ihr euch am meisten wünscht für diesen wichtigen Moment, dann sagen viele: ich will nicht mehr so zittern!  Also auf gar keinen Fall so zittern, nicht so zittern wie beim letzten Mal, das geht gar nicht, ich darf echt nicht so nervös sein und zittern, und die Hände sollen nicht so feucht sein…..   und das Irre ist: ihr seht das Zittern so richtig vor Euch, zittert  schon mal vorab sozusagen.  Prophylaktisch. Da ist noch nix und man schafft es schon. Es muss noch gar nichts passieren, es reicht, sich’ s vorzustellen.  Schon geht es einem nicht mehr so toll, stimmt’s? Oder Angst vor Spinnen. Ich will nicht an Spinnen denken, schon wenn ich an Spinnen denke, bitte jetzt nicht an Spinnen denken, nicht an diese haarigen schwarzen Spinnen, und an die vorm Fenster oder auch nicht an, die so schnell in die Ecke verschwinden, an welche Spinne sollt ihr am meisten nicht denken? An welche am besten gar nicht – die kleinen nee, die großen, nicht dran denken….. und bei jedem nicht Drandenken denken wir an – Spinnen! Das ist gemein vom Gehirn, vom Unbewußten, aber so ist es halt. Ganz schlimm war es bei mir diese Woche, dieses innere Theater, diese Bilder,  die sich einstellen,  die einfach aufpoppen, ob wir wollen oder nicht. Mein Hirn läuft im Moment auf Autopilot – und zwar im amerikanischen Wahlkampf mit. Da hat doch Donald Trump von seiner Darmspiegelung erzählt. So geschehen in seinem 70jährigen Enddarm. Hat er kundgetan. Im Fernsehen.  Auch eine Darmspiegelung will ich mir nicht vorstellen. Bei Trump schon gar nicht. Da wird ja kein Spiegel – also … nein! Und dann hat er erklärt, daß er da in diesem seinem Darm keine Polypen hat.  Hat er nicht. Hat er gesagt. Keine Polypen. In Donald Trumps 70jährigem Allerwertesten. Und ich will nicht dran denken. Bitte nicht dran denken – bitte nicht.  Das soll bitte weg sein. und zwar jetzt. Weg mit den Polypen.

Und weil das nicht geht, werde ich jetzt gleich irgendwo anders hindenken.  Vielleicht Blümelein und Wiese, und Kühe und Pferde und so. Heile Welt. Keine Polypen. Kein Trump. Und dann fallen mir auf einmal alle deutschen Politiker ein. Und dann bin ich froh, denk ich an Deutschland in der Nacht – auch am Tag: wir wissen nicht wirklich und wollen auch nicht darüber informiert werden, was die so alle haben bzw. vor allem nicht haben.  Jetzt ist Schluss, ich muss da raus  –  ich gehe jetzt joggen, da komme ich in einen anderen Film.

München medial

Wenn es um Krisenkommunikation geht – schauen Sie sich dieses Video an:
Polizeisprecher Marcus da Gloria Martins. Beobachten – und lernen.
So muss es aussehen: kompetent, seriös ohne steif zu sein, ernsthaft aber nicht verklemmt, unprätentiös, unaufgeregt, zugewandt, eloquent ohne Eitelkeiten, auch schlagfertig, mit der Haltung: ihr habt das Recht, Fragen zu stellen – ich werde sie beantworten, soweit ich dazu in der Lage bin …. das ist Krisenmanagement, wie man sich das wünscht.

http://www.youtube.com/watch?v=OF2ypse_9J0&sns=em
Pressekonferenz auf youtube

Was war noch? Die ARD –  das Flaggschiff für Information – ging  unter. Der Anschlag von München –   ein Schock, das waren sog. „breaking news“ und  darüber wollen wir kompetent und zügig informiert werden . Dafür, so hatte ich  mal irgendwann  gelernt , dafür  steht die ARD. Wenn’s wirklich gut sein muss, sozusagen! Politisch eben und qualitativ besonders wertvoll. Tja,  das war einmal. Es hat sich was mit Flaggschiff!
Da sitzt dieser arme Sprecher und weiss einfach nicht, was tun. Denn sonst liest er Wohlformuliertes  hübsch moduliert ab – wenn’s politisch wird, ist er überfordert. Frei sprechen  geht nicht. Wer über Jahre abliest, der hat vorm freien Wort – na mindestens Respekt! Wahrscheinlich Angst! Und da kann er nicht für! Das ist das alte verstaubte ARD-Konzept, mit Sprechern, als fleischgewordene Stimmen des Senders  – äh : der Anstalt.
Ich schaue hin – der Mann tut mir leid. Das hat er nicht verdient! Aber ich will bei dieser Blamage nicht dabei sein. Fremdschämen…. Also, ich schalte weg – ZDF, da habe ich schon   Barbara H. die Hände ringen sehen, sie wirft die Arme gen Himmel, „was soll ich nur tun“ naja, besonders kompetent ist das nicht, da war  aber immerhin ein Mensch erkennbar, kein Sprachrohr. Eine Moderatorin, die nichts weiß und das auch zu erkennen gibt.  Und zu RTL, da gibt’s Herrn Klöppel, der macht das so gut, wie man Nicht-Wissen gut machen kann. Er weiß natürlich auch nicht mehr, als die anderen,  das sagt er auch, aber er leitet uns da durch, kommentiert das einigermaßen und  vor allem glaubwürdig,  mit unfallfreien Sätzen. Das kann er… Irgendwann ist dann  im ZDF der Kleber da, da freut man sich, hurra. Dann gibt’s im ersten doch schließlich noch Herrn Roth, der ja auch moderieren darf auf seine alten Tage, so richtig froh macht es uns nicht. Die ARD  ist doch sehr in die Jahre gekommen, da geht’s  behäbig zu, flexibel  geht  da eben nicht. Für die ARD muss München einfach mittags passieren, dann können die auch reagieren. Nur, mal ehrlich, ARD: Sprecher TV geht nicht mehr!  Dieses Konzept ist Fernsehen von früher – in Zeiten der Digitalisierung, der social media, der rasant schnellen, manchmal leider auch falschen Information, eine Welt,  in der es den IS gibt, Flüchtlinge, Umweltprobleme, in der es blitzt und donnert und zwar nicht nur beim Wetter,  in der es nicht mehr behaglich und überschaubar zugeht, da muss ein Sender sich erneuern. Und zwar schnell. Die alte Dame ARD braucht mehr als ein Facelift – die Frage: ist sie dazu in der Lage?